BUND Kreisverband Main-Kinzig

Wahlprüftsteine des BUND zur Bürgermeisterwahl 2020 in Nidderau

01. Oktober 2020

Nidderau wählt am 29. November einen neuen Bürgermeister.

Wir haben die Kandidaten zur Bürgermeisterwahl am 29. November 2020 in Nidderau zum Kommunalwald, zum Flächenfraß, zum Klimaschutz und zu anderen ökologischen Zukunftsthemen befragt. Sowohl Phil Studebaker (CDU) als auch Andreas Bär (SPD) haben geantwortet und ihre Antworten begründet.

1. Kommunalwald
Setzen Sie sich für die Ausweitung von Naturwaldflächen auf zehn Prozent und die Eigenbeförsterung des Nidderauer Kommunalwaldes ein?

Phil Studebaker (CDU): Selbstverständlich würde ich mich dafür einsetzen und die Gespräche mit der Stadtverwaltung und den politischen Gremien aufnehmen. Mir ist sehr bewusst, dass wir alle im Kleinen (also hier in Nidderau) selbst für den Erhalt unserer Umwelt arbeiten müssen, damit es auch im Großen funktioniert.

Andreas Bär (SPD): Einer Ausweitung der Prozessschutz­flächen stehe ich grundsätzlich offen gegenüber. Hinsichtlich einer eventuellen Eigenbeförsterung sind für mich zunächst zwei Dinge zu klären: Erstens müsste ein Konzept vorliegen, dass die möglichen Vorteile und finanzwirksamen Folgen aufzeigt, zweitens müsste geklärt werden, in wie weit dies mit dem Beitritt zur Forstbetriebsgemeinschaft Wetterau vereinbar ist, den die Nidderauer Stadtverordnetenversammlung am 28. Mai 2020 beschlossen hat.

2. Streuobstwiesen
Soll die Stadt Nidderau die Bemühungen um den Erhalt und die Verjüngung von Streuobstwiesen verstärken?

Phil Studebaker (CDU): Die Nutzung von dafür bislang ungenutzten Flächen bietet sich dafür an. Und auch die Zusammenarbeit mit den lokalen Obst- und Gartenbauvereinen sollte intensiviert werden. Gemeinsam mit ihnen könnte die Stadt auch private Initiativen zum Erhalt der Streuobstwiesen unterstützen. 

Andreas Bär (SPD): Ja. Streuobstwiesen sind für mich ein Kulturerbe und mein Lieblingsort für Abendspaziergänge.

3. Nidderau blüht
Wollen Sie das Bündnis „Nidderau blüht“ beibehalten und Blühflächen auf städtischem Grund erheblich erweitern?

Phil Studebaker (CDU): Initiativen wie „Nidderau blüht“ sollte nicht von einem Wechsel im Rathaus abhängig gemacht werden. Es gibt keinen vernünftigen Grund, solche Aktionen nicht weiterhin zu unterstützen und zu fördern. Ich würde mich dafür einsetzen, dass Bürger „Patenschaften“ in ihrer Wohngegend für blühende Flächen übernehmen. Denn auch die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs haben ein Limit an Ressourcen. Nidderau ist unsere Stadt – das heißt, wir können alle gemeinsam mehr dafür tun, dass Nidderau weiterhin und bunter blüht.

Andreas Bär (SPD): Ja, wobei immer zu prüfen ist, inwieweit die Flächen dafür geeignet sind.

4. Schottergärten
Soll die Stadt Nidderau Beratung zur naturnahen Gartengestaltung anbieten und Schottergärten verbieten?

Phil Studebaker (CDU): Ich bin nicht dafür, Bürgern zu viele Vorschriften zur Gestaltung ihrer Wohnumgebung zu machen. Vielmehr glaube ich, dass Hausbesitzer viel lieber einen grünen Garten hätten. Oft liegt es daran, dass z. B. ältere Menschen es einfach nicht mehr schaffen, Gartenflächen zu bewirtschaften. Ich wünsche mir, dass Initiativen wie die Tauschbörse hier noch aktiver wird und man sich gegenseitig hilft. Ich setze auf freiwilliges Engagement und Motivation.

Andreas Bär (SPD): Bestehende Steingärten stehen unter Bestandsschutz, d.h. es geht um die Gärten von Neubauten. Beratungen sollte die Stadt definitiv anbieten und ggf. verbindlich das Anpflanzen von Blühpflanzen vorsehen. Ein Verbot von Steingärten wäre immer nur die zweitbeste Lösung und sollte erst dann geprüft werden, wenn die städtischen Beratungen erfolglos bleiben sollten.

5. Renaturierung der Nidder
Werden Sie sich für die weitere Renaturierung der Nidder (auch in Nidderau) engagieren?

Phil Studebaker (CDU): Ganz ehrlich: in dieser Frage bin ich kein Experte. Aber ich verschließe mich keiner Idee, die unsere Natur, die Auen und Wiesen in Nidderau natürlicher und vielseitiger macht. Darüber würde ich mich im Falle meiner Wahl nicht nur mit politischen Entscheidern auseinandersetzen, sondern auch mit Initiativen wie dem BUND.

Andreas Bär (SPD): Ja.

6. Radverkehr
Befürworten Sie die Einrichtung eines durchgehenden Radfahrstreifen entlang der alten B45 und eine verbesserte Radwegvernetzung zwischen den Stadtteilen?

Phil Studebaker (CDU): Ja, ich bin für ein verbessertes Radwegenetz. Und zwar mit „echten“ Radwegen. Mir reichen die aufgemal­ten Spuren auf Straßen nicht. Das ist für Kinder und mobilitätseingeschränkte Menschen gefährlich und führt im Zweifel dazu, dass man aus Unsicherheit dort nicht Rad fährt. Echte Radwege können unseren Autoverkehr entlasten – und zwar als eigenständige Radwege und nicht als aufgezeichnete Streifen.

Andreas Bär (SPD): Der in der Frage genannte Radfahr­streifen ist rechtlich nicht umsetzbar. Ich befürworte ausdrücklich die Entwicklung Nidderaus zu einer fahrradfreundlicheren Kommune, auch weil ich selber oft in Nidderau Rad fahre. Ein durchgehender Radfahr­steifen in diesem Bereich ist jedoch aus Gründen der Fahrbahnbreite nicht möglich, d.h. zwischendurch sind laut Planungsentwurf sog. „Sharrows“ vorgesehen. Grundsätzlich stehe ich Maßnahmen, die Fahrradfahrer stärker in den Straßenverkehr integrieren, positiv gegenüber. Natürlich befürworte ich auch eine Verbesserung des innerstädtischen Radwegenetzes.

7. Klimaschutz
Soll die Stadt Nidderau alle städtischen Projekte und Prozesse auf ihre Wirkung auf das Klima überprüfen?

Phil Studebaker (CDU): Das sollte eigentlich jetzt schon passieren. Selbstverständlich muss Klimaverträglichkeit einer von mehreren Prüfpunkten bei Investitionen sein.

Andreas Bär (SPD): Ja, und zwar im Rahmen der Beratungen in den städtischen Gremien analog zu den finanziellen Auswirkungen. 

8. Energiewende
Setzen Sie sich für die Erweiterung der Nutzung erneuerbarer Energien und die Energieerzeugung in Bürgerhand (zum Beispiel weitere Bürgersolaranlagen) ein?

Phil Studebaker (CDU): Ja, das tue ich – genau wie meine Partei. Wir haben im Frühjahr 2020 z.B. einen Antrag in der Stadtverordnetenversammlung gestellt, wonach mehr E-Tankstellen in allen Nidderauer Ortsteilen eingerichtet werden sollen. Unser Antrag ist von SPD und Bündnis 90/Die Grünen leider abgelehnt worden, aber wir lassen uns davon nicht entmutigen. Ich bin überzeugt, dass wir beim Ausbau erneuerbaren Energien noch Luft nach oben haben und würde mich dafür einsetzten. Was sollte ich meinen Kindern antworten, wenn Sie mich in 20 Jahren fragen „Papa, was hast du für die Klimawende getan?“

 Andreas Bär (SPD): Ja.

9. Sprung über die B521
Wollen Sie Flächenfraß eindämmen und den Sprung über die B521 in Eichen ein für alle Mal verhindern? 

Phil Studebaker (CDU): Als Bürgermeister würde ich versuchen, Objektivität und Augen­maß in die Sache zu bringen. Wie sinnvoll ist es, eine relativ kleine Maßnahme wie an der B521 zu verhindern und zeitgleich an anderen Stellen in Nidderau sehr viel umfang­reichere Versiegelungen zuzulassen? Damit meine ich z. B. eine zentrale und überdimensionierte Sportanlage.

Andreas Bär (SPD): Ich stehe dem Mischgebiet in Eichen jenseits der B521 skeptisch gegenüber. So würden wir beispielsweise eine Umgehungsstraße zur Durchgangs­straße machen, während andernorts Umgehungsstraßen zur Verkehrs- und Lärmentlastung gebaut werden. Ich denke allerdings nicht, dass man den sog. „Sprung“ „ein für alle Mal verhindern“ kann, da auch künftige Generationen das Recht haben, über diese Frage zu debattieren.

10. Zentrale Sportanlage
Bevorzugen Sie Schaffung der geplanten zentralen Sportanlage durch Umgestaltung eines bestehenden Sportplatzes? 

Phil Studebaker (CDU): Ganz recht, das bevorzuge ich. Es gibt in Nidderau Sportstätten, die sich hinsichtlich ihrer Lage dafür eignen. Ich sehe hier viele Vorteile: diese Gelände gehören bereits der Stadt Nidderau und sind von allen Ortsteilen in Nidderau gut zu erreichen – sogar mit dem Fahrrad. Und es muss nicht zu viel Fläche der Natur und der Landwirtschaft für eine Erweiterung entnommen werden. Darüber hinaus wäre es auch für die städtischen Finanzen ein stemmbares Projekt und lässt noch Luft, kleinere Sportplätze in den einzelnen Nidderauer Ortsteilen zur Nutzung der Vereins- u. Jugendarbeit zu halten. Das ist einer der Punkte, bei denen ich andere Ziele als die SPD verfolge. Ich möchte auch Einrichtungen, die Vereins- u. Jugendarbeit unterstützen. Aber ich möchte, dass genau das im Vordergrund steht. Für die Schaffung von Prestige-Projekten hat die Stadt Nidderau schlicht und einfach kein Geld. Auch in näherer Zukunft nicht. Meiner Meinung nach müssen wir hier ehrlich miteinander sein.

Andreas Bär (SPD): An dieser Stelle bin ich für konstruk­tive Vorschläge offen. Wichtig bei der Planung und Umsetzung ist, dass a) Kunstrasenplätze und eine Zukunfts­perspektive für die Fußballvereine geschaffen werden sowie b) der TV Windecken sein Leichtathletikzentrum samt 400 Meter Rundbahn errichten kann. Nach meinem Wissensstand ist unklar, ob bestehende Anlagen entsprechend erweitert werden können.

11. Feierabendmarkt
Setzen Sie sich dafür ein, dass beim geplanten Feierabendmarkt auf dem Windecker Marktplatz regionale und ökologische Angebote bevorzugt werden?

Phil Studebaker (CDU): Das hat die CDU bereits in der Vergangenheit getan. Meine Fraktion hat genau hierzu 2016 einen Antrag in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht, der durch SPD und Bündnis 90/Die Grünen abgelehnt wurde. Wir und ich persönlich möchten das immer noch. Genau wie vor vier Jahren wollen wir nicht nur regionale Angebote dort sehen, sondern dass Nidderauer Direktvermarkter ihre Waren ohne eine Standgebühr anbieten können, damit das wirtschaftliche Risiko für sie kleiner wird. Ich bin sicher, dass es einen Weg gibt, dies zu realisieren. Und ich freue mich, wenn unsere Idee doch noch umgesetzt wird.

Andreas Bär (SPD): Ich denke, dass gerade regionale und ökologische Produkte wichtig sind, um in Nidderau einen Markt attraktiv zu gestalten.

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